Die vergangenen Zyklen – Kapitel V

Salma stammte aus einer armen Familie. Durch einen glücklichen Zufall konnte sie von einer Verwandten als Haushälterin in einer wohlhabenden Offiziersfamilie eine gute Anstellung finden. Sie hatte zwar wenig Zeit für sich, doch die Belohnung war gut und sie wurde anständig behandelt. In ihrer wenigen freien Zeit, die sie für sich zur Verfügung hatte, lernte sie eines Tages Hoki kennen und es kam die Zeit, da Salma und Hoki darüber sinnierten, eine eigene kleine Familie zu gründen und mir ihrem wenigen Erspaarten ein gemeinsames kleines Heim zu errichten.

Doch dann kam der Krieg. Salmas Herr, ein hochrangiger Offizier, ward fortan immer seltener gesehen. Immer häufiger forderten die andauernden Kampfhandlungen seine Anwesenheit an Kriegsschauplätzenfernab der Heimat. Auch die Kinder der offiziersfamilie wurden bald zum Militär einbestellt und so kam es, dass alsbald auch Hoki in den Krieg gerufen wurde. Furcht machte sich breit in den Gedanken Salmas und auch Hokis Gedanken wurden finster. Sie fürchteten um ihre gemeinsame Zukunft. Nächtelang grübelte Salma über einen Ausweg. Sie wollte ihre Zukunft nicht der nackten Hoffnung überlassen.

Eines späten Abends, Athuns Strahlen waren bereits verblasst, beobachtete sie eine Gruppe Simapaaffen beim Spielen in den Baumwipfeln und sie beneidete die Affen um ihr unbeschwertes Leben. Wenn sie doch auch nur so unbeschwert leben könnte. Da kam ihr eine Idee. Sie konnte so ein Leben haben. Heimlich weihte sie Hoki in ihren Plan ein. Beide übten fortan jede freie und unbeobachtete Minute daran, sich mittels Durchdringung zu verwandeln. Zu Anfang war es schwierig und schmerzhaft, doch mit jeder Übung gelang es ihnen besser. Als sie schließlich mit ihrer Verwandlung zufrieden waren und sich sicher sein konnten, dass niemand einen Unterschied zu echten Simapaffen erkennen würde, schrieben sie heimlich Brief an ihre besten Freunde und engsten Verwandten, schlossen sich einer Gruppe Simapaaffen im nahegelegenen Urwald an und verschwanden mit ihnen im Dschungel.

Die Umgewöhnung fiel nicht leicht, doch sie lernten schnell von den Simapaaffen, wie sie das Dschungelleben meistern konnten. Es kam jedoch die Zeit, da führte der Weg der Affen sie wieder in die Nähe von Siedlungen der Kräl. Da wurde es Salma und Hoki unwohl zumuteund sie trennten sich von der Gruppe. Zu zweit machten sie sich auf gen Küste – fernab vom Terretorium der Kräl. Ihr Weg führte sie entlang der Nordstrände, bis sie eines Tages auf eine Gruppe Simapaaffen trafen, die damit beschäftigt waren, Bäume zu fällen und auszuhöhlen. Auch trugen sie großen Menge von Früchten und Knollen zusammen und trockneten diese, gar als ob sie gedachten auf den hohlen Bäumen mit Trockenfrüchten als Proviant übers Meer zu fahren. Tatsächlich waren auch einzelne Simapaaffen dabei, die es verstanden, kleine Apparaturen zu fertigen, die mittels Durchdringung als Antriebe für die Baumstammboote genutzt werden konnten.

Es stellte sich heraus, dass die Freunde und Verwandten, denen Salma und Hoki vor ihrer Abreise noch Briefe geschickt hatten, einen geheimen Bund gründeten, so bald sie die Kunde von Salma oder Hoki vernommen hatten. Im Verborgenen hatten sie nicht nur Durchdringung gelernt und geübt, sondern auch Pläne geschmiedet. Das Wiedersehen erweckte neue Hoffnung in den Verwandelten. Eifrig stellten sie Boote fertig, fleißig ernten sie Früchte und Knollen und sorgfältig wurden genügend Antriebsmaschinen gefertigt.

Da auch Salmas und Hokis Freune und Verwandte heimlich Briefe geschrieben hatte, bevor sie aufbrachen, wuchs die Schar der Verwandelten. Als das erste Dutzend Boote in See stach, wurden bereits weitere dutzend hergestellt, so dass schließlich ein steter Strom kleiner Baumstammboote in See stach. Die Fahrt war lang und beschwerlich, der Proviant reichte knapp,  doch schließlich trafen die ersten Boote auf neues Land. Die Hälfte der Boote wurde verwendet, um erste Behausungen zu errichten, ein halbes Dutzend wurde neu beladen und zurückgeschickt. So entstand ein reger Bootsverkehr in beide Richtungen und aus den ersten Behausungen am neuen Ufer wuchs schon bald eine neue Stadt. Als schließlich der Strom der Verwandelten abebbte und keine Neuankömmlinge mehr übergesetzt werden mussten, legte das letzte Baumstammboot ab und nie mehr fuhr eines zurück.

Angekommen im neuen Land befanden die Verwandelten, dass für Handwerk und Ackerbau ein aufrechter Gang unverzichtbar sei. So verwandelten sie sich noch ein wenig weiter. Auch legten sie ihre Körperbehaarung zum Großteil ab und begannen alsbald wieder schöne Kleider zu tragen. Sie waren tüchtig und vermehrten sich und bald hatten sie das neue Land erkundet und bauten Siedlungen überall und Dörfer, die zu Städten wuchsen. So entstanden die Menschen und mit ihnen das Reich Kiraïl.

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